„Digitalisierung als Chance“ – Festrede von Norbert Müller zur Verleihung des Rudolf-Loh-Preises

Im Rahmen der Verleihung des Rudolf-Loh-Preises an Studierende der Fachschule für Technik an den Gewerblichen Schulen Dillenburg, sprach Norbert Müller über die Chancen der Digitalisierung in der Industrie und erhielt eine sehr gute Resonanz, auch der ausgezeichneten Techniker und teilnehmenden Schüler.

 „Gewirrer laad - der Techniker maad!“ Mit diesem Ausspruch beschrieb Joachim Loh, Seniorchef der Firma Hailo bei der Verleihung des Rudolf-Loh-Preises die zupackende Haltung eines Staatlich geprüften Technikers.

Der Rudolf-Loh-Preis soll das Engagement junger Technikerinnen und Techniker belohnen, die sich engagiert mit technischen Problemstellungen hiesiger Unternehmen auseinandergesetzt gehaben. Genauso wie Rudolf Loh, zu dessen 100. Geburtstag der Preis ins Leben gerufen wurde. Rudolf Loh ist mit Engagement und Weitsicht an die Herausforderungen seiner Zeit herangegangen. Auf ihn gehen die Gründung der Firmen Rittal und Hailo zurück, heute Weltmarktführer in ihren Branchen.

Die Auswahlkommission unter Leitung von Joachim Loh hatte im Vorfeld die schwierige Aufgabe, unter einer Vielzahl von sehenswerten Abschlussprojekten das Ergebnis mit dem höchsten Lösungsanspruch zu bestimmen. Die Jury entschied sich in diesem Jahr für ein Projekt der Absolventen Robert Geller, Dennis Hain und Tom Valk. Sie befassten sich mit der „Automatisierung eines Prüftisches für Sensoren“ für die Firma Küster in Ehringshausen. Die drei angehenden Techniker nahmen von Joachim Loh stolz ihre Urkunden und den ausgelobten Preis in Empfang. Mittels einer Präsentation zeigte die Gewinnergruppe dem interessierten Publikum die Entwicklung ihrer Lösungsansätze und den Verlauf der Ausarbeitung bis zum Projektergebnis. Ein wunderbares Beispiel für den Einzug von Industrie 4.0 in die Firmen.

In seiner anschließenden Festrede ging Norbert Müller, geschäftsführender Inhaber der Firma advacon in Asslar und langjähriger Vorsitzender der Geschäftsführung von Rittal, auf die Chancen der Digitalisierung in der Industrie ein. Maschinen sind in Zukunft vermehrt über das Internet miteinander verbunden. Alles lässt sich von überall her steuern und auch Maschinen lernen in Zukunft dazu: Immer öfter fällt in diesem Zusammenhang der Begriff der „künstlichen Intelligenz“. Der Referent konkretisierte diese unaufhaltsame Entwicklung anhand von vielen Beispielen. Müller sagte: „Heute gibt es auf der Erde mehr Mobilfunkanschlüsse als Menschen“.  Die Zahl der eingesetzten Roboter hat sich in den letzten 7 Jahren auf 3 Millionen verdoppelt.

In einer Zeit der gravierenden technischen Umbrüche und dem rasanten Tempo der Innovationen besteht die Gefahr, dass sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zunehmend einer vermeintlich unsicheren Zukunft gegenübersehen. Das Mittel gegen die Verunsicherung sieht Müller in der „Arbeit 4.0“. Sie fördert die Agilität und Kompetenz der Arbeitnehmer, so dass sie die Herausforderungen der technologischen Entwicklung gestalten können. „Ohne Menschen geht es nicht“ ist das Credo von Norbert Müller zu Arbeit 4.0.

Er ermutigte die frisch gebackenen Absolventen der Fachschule für Technik dazu, aktiv, engagiert und mutig Teil dieser Entwicklung zu sein. Diese neue technische Revolution sei eine enorme Chance für jeden und keine Bedrohung. Die Digitalisierung habe zudem natürlich immer dem Menschen zu dienen und nicht umgekehrt. Die Arbeitswelt von morgen wird deshalb von ganz anderen Tätigkeiten geprägt sein. Kreativität und neue Formen der Zusammenarbeit würden einen sehr viel größeren Stellenwert einnehmen. Darüber hinaus bräuchte es in den Unternehmen der Zukunft eine völlig neue Führungs- und Unternehmenskultur, in der das Arbeiten von Wertschätzung, intensiver Kommunikation und Vertrauen geprägt ist. Nur so sind Höchstleistungen möglich.

„Bildung, Bildung, Bildung“ rief Müller engagiert aus. Kontinuierliche Weiterbildung gehöre zu den Selbstverständlichkeiten einer zukünftigen Arbeitswelt. In diesem Sinne hätten die angehenden Techniker aus Dillenburg beste Voraussetzungen und dies durch ihre Projektarbeiten erfolgreich unter Beweis gestellt. Ihnen stünden nun alle Wege offen, ihre Unternehmen im Sinne der Herausforderung Digitalisierung so mitzugestalten, dass auch in Zukunft durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit der Wohlstand unserer Region erhalten bleibt und weiter wachsen kann.