Norbert Müller spricht beim Unternehmergespräch bei StudiumPlus über Ethik: „Seien Sie authentisch!“

„Ethisches Handeln ist das Fundament einer erfolgreich funktionierenden Wirtschaft, eines Unternehmens und einer Einzelperson“, so unser geschäftsführender Inhaber Norbert Müller beim Unternehmergespräch im Rahmen des für alle Studierenden verpflichtenden Moduls Betriebsethik von StudiumPlus. 130 Teilnehmer erfuhren, warum Verlässlichkeit, Wahrheit und Klarheit wichtige Indikatoren eines ethischen Handelns in Unternehmen sind. 

Norbert Müller löst das Thema Ethik im unternehmerischen Kontext mit all seinen Facetten in insgesamt fünf Kreise auf. Diese beinhalten:

  1. ESG
  2. Nachhaltigkeit
  3. Unternehmenskultur
  4. Führungskultur
  5. persönliche Ethik


Der größte Kreis ist die Gesamtbetrachtung und daraus reduzieren sich die vier folgenden Kreise in der Eingrenzung spezifischer Fragen und Bewertungen und enden schließlich bei der persönlichen Ethik-Darstellung. Kurz gesagt trifft dieses ESG für das positive, gesellschaftliche Engagement eines Unternehmens insgesamt zu. Die Wertvorstellungen des Unternehmens sind inzwischen auch ein starker Baustein des Marketings oder des Markenkerns. Das Unternehmen wird an seinen Werten identifiziert und qualifiziert.

E steht für Environment – oder Umwelt- und Klimaschutz, Energie-Effizienz, CO2-Neutralität und Verwendung recyclebarer Materialien bzw. die Dekarbonisierung.

S steht für das Soziale – wie wird das Soziale nach innen gelebt und wie wird soziale Verantwortung in der Gesellschaft wahrgenommen? Es geht z. B. im Innenbereich um wichtige Themen wie Diversity, Förderung von Bildung, Förderung des ehrenamtlichen Engagements der Mitarbeiter, Spendenaktionen – um auch etwas zurückzugeben an die Gesellschaft und an die Bedürftigen der Gesellschaft.

G steht für Governance bzw. eine gute Unternehmensführung. Es geht um Wahrheiten, Diversity, Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Inklusion und es geht auch um die Moral der Vorlieferanten gegen Sklaverei und Kinderarbeit in den Vorstufen der Lieferketten. Und dann natürlich auch um die Unternehmenskultur, auf die ich in einem weiteren Kreis intensiver eingehe. 

Im zweiten Kreis geht es um Nachhaltigkeit.

Im Begriff Nachhaltigkeit sind all die schon genannten ESG-Kriterien enthalten und darauf baut vor allem der Aspekt auf, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen und zu betreiben. Das heißt, die Leistungskriterien des Unternehmens müssen auf die Sicherung der Zukunft ausgerichtet werden – das betrifft sowohl die ökologische Verantwortung, die bereits in dem Buchstaben „E“ enthalten ist, bis in detaillierte Maßnahmen der Energieeffizienz, des Lieferkettengesetzes und auch der gesellschaftlichen Solidarität. Es betrifft aber auch ein strukturiertes Risiko-Management mit dem Aufbau wirkungsstarker Resilienzen, um gegen eventuelle Krisen und Marktveränderungen widerstandsfähig und flexibel zu bleiben. Es umfasst auch die Verantwortung durch ein systematisch strukturiertes Innovationsmanagement, die Zukunft im Unternehmen zu sichern.

Nachhaltigkeit bedeutet auf der ökonomischen Seite auch eine ausreichende Profitabilität zu erzielen, einen hohen Eigenfinanzierungsgrad anzustreben und auch systematisch strukturierte Nachfolgeplanungen – kombiniert mit einer konsequenten Mitarbeiterförderung – zu sichern.

Der dritte Kreis hat die Unternehmenskultur im Speziellen zum Inhalt.

Die Kernfragen lauten, ist die Kultur des Unternehmens offen? Ist sie transparent? Ist sie inspirierend? Wie wird informiert? Wie wird kommuniziert? Wie werden Mitarbeiter gefördert und motivierend gefordert?

Ist die Unternehmenskultur vorwiegend durch eine Kultur des Vertrauens oder mehr durch eine Kultur des Misstrauens geprägt?

Gibt es in dem Unternehmen eine einheitliche Bewusstseinsbildung und wie wird diese trainiert und gelebt?

Gibt es eine zukunftsorientierte Geisteshaltung (verbunden mit Agilität) in notwendigen Veränderungen und Entwicklungen?

Gibt es einen spürbaren, sportlichen Siegeswillen?

Zusammengefasst: Stimmen Corporate Identity, das heißt Aussagen nach Außen und in der Werbung, mit dem Corporate Spirit, das heißt mit dem inneren Geist der Zusammenarbeit, überein?

Der vierte Kreis: Die Führungskultur

Der vierte Kreis steht mit dem dritten Kreis in enger Verbindung. Wichtige Fragen sind: Was leben die Führungskräfte vor? (Vorbildfunktion) Wie hoch ist der wahrnehmbare Grad der Fairness? Wird das Unternehmensleitbild wirklich gelebt? (Wir haben zu viele Leitbilder und zu wenig Vorbilder). Welchen Stellenwert haben Wahrheit und Transparenz in der unternehmensinternen Kommunikation? Wie stark sind die Führungskompetenzen bezogen auf Orientierungskompetenz, Kenntniskompetenz, Verständniskompetenz, Empathiekompetenz? Wie stark ist der Grad der Kontaktarmut und das Hüten des eigenen Informationsmonopols? Schließlich geht es um Glaubwürdigkeit – und Glaubwürdigkeit braucht Charakter.

Der fünfte Kreis betrifft das persönliche Verhalten aller Mitwirkenden, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Führung, das Verhalten gegenüber all den Bezugspersonen. Er betrifft die persönliche Ethik, die Werteorientierung und den Grad der Bereitschaft mitzuwirken und anderen zu helfen.

Es geht um das eigene Menschenbild. Es geht darum, wie ich mich selbst einschätze: Fühle ich mich als Erfüllungsgehilfe, als Befehlsempfänger? Fühle ich mich wertgeschätzt, fühle ich mich gebraucht? Fühle ich mich gefördert und in meinen Fähigkeiten gefordert? Wie stark ist meine Hilfsbereitschaft? Inwieweit bin ich bereit, Verantwortung zu übernehmen? Wie sieht es mit meinen Initiativen aus? Wie hoch ist meine Identität mit den Zielen des Unternehmens und mit dem Leitbild und der Kultur? Ist das für mich ein Job oder eine Gestaltungs- und Lebensaufgabe? Wer bin ich und was tue ich, wenn mich keiner sieht? Wie stark prägen mich Neid, Habgier, Missgunst und Rachegefühle?

Hier gilt immer noch das bekannte Sprichwort: Was du nicht willst, was man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.

Eine nach ethischen Prinzipien ausgerichtete Unternehmenskultur ist offen, transparent und vertrauensvoll. Zugleich müssen alle Mitarbeiter die Ziele kennen und sich als Person gesehen und anerkannt fühlen. Oft stimmt das, was nach außen gezeigt wird nicht mit dem überein, was im Unternehmen gelebt wird. Für die Unternehmenskultur ist ausschließlich die Führung verantwortlich! Man darf sich nicht in seinem Büro verstecken, sondern muss auf die Mitarbeiter zugehen, damit diese sich nicht als Befehlsempfänger fühlen, sondern als jemand, der gebraucht wird. In der letzten Entscheidung ist man oft einsam, aber vorher sollte man viele Gespräche führen und offen sein für die Meinung anderer.

Zum Schluss machte er den Studierenden Mut, dass es für sie großartige Chancen in den Unternehmen gebe. Müller riet ihnen abschließend: „Seien Sie ehrlich, seien Sie authentisch und interessieren Sie sich für andere Menschen!“